Europäische Hochschulallianzen: Nachhaltigkeit gemeinsam gestalten

geknüpftes Netz

Europäische Hochschulen leisten einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Sustainable Developement Goals (SDGs). Ein Blick auf zwei Allianzen, die sich auf vielfältige Weise für Nachhaltigkeit einsetzen.

Welche besondere Wirkung die Europäischen Hochschulen entfalten können, zeigt sich insbesondere, wenn sie ihre Kräfte für wichtige Zukunftsziele bündeln. Die Transformation hin zu nachhaltiger Entwicklung ist ein Anliegen aller Europäischen Hochschulallianzen, die Zusammenschlüsse EU-CONEXUS und EU GREEN haben sie sogar zum Schwerpunktthema gewählt. Ein wichtiger Schritt mit Blick auf die Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) der Vereinten Nationen: „Die Zusammenarbeit innerhalb Europas und die Entwicklung gemeinsamer Forschung und Lehre bringen uns der Erfüllung der SDGs wesentlich näher“, sagt Professorin Bettina Eichler-Löbermann von der Universität Rostock. Sie leitet dort die Allianz EU-CONEXUS – European University for Smart Urban Coastal Sustainability und hebt hervor: „Im akademischen Bereich gehören Konsortien wie die Europäischen Hochschulallianzen zum Besten, was man machen kann.“

Gemeinsame Ansätze für vulnerable Küstenregionen

EU-CONEXUS hat als thematischen Schwerpunkt die Entwicklung nachhaltiger Konzepte für Küstenregionen. Alle neun Allianzpartner liegen an oder in relativer Nähe europäischer Küsten – an der Ostsee, am Mittelmeer, am Atlantik oder nahe dem Schwarzen Meer. „Wir sind uns bewusst, dass sich die Küsten ökologisch unterscheiden, aber die Probleme sind verblüffend ähnlich“, erläutert Eichler-Löbermann. Die europäischen Küstenregionen sind mit Überfischung konfrontiert, mit dem Rückgang der Biodiversität, mit Verschmutzung, landwirtschaftlichen Einträgen oder zunehmenden Hochwasserereignissen. „Daher können wir in unserem inter- und multidisziplinären Verbund gemeinsam an nachhaltigen Ansätzen arbeiten, die sich dann auf verschiedene Küstenregionen übertragen lassen.“

Exzellenz außerhalb von Ballungsräumen

Auch die Hochschulallianz EU GREEN – European University alliance for sustainability: responsible GRowth, inclusive Education and ENvironment will ihr Netzwerk aus neun europäischen Universitäten nutzen, um Menschen in und außerhalb der Hochschulen in der Zusammenarbeit für eine langfristig lebensfähigere Umwelt zu bestärken. Das Bewusstsein für die SDGs soll geschärft werden – vor allem in lokalen europäischen Gemeinschaften und dünner besiedelten, vulnerablen Regionen. Entsprechend besteht das EU GREEN-Konsortium aus kleinen bis mittelgroßen Universitäten außerhalb der großen europäischen Metropolen. Ihre Vernetzung setzt der Konzentration von Wohlstand und Wissen in Ballungsräumen ein gerechteres Modell der verteilten Exzellenz entgegen.

Alle Hochschulen, die sich in EU GREEN zusammengeschlossen haben, setzen thematische Schwerpunkte auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit. „Die Chance, uns als Teil von EU GREEN in Europa zu positionieren, ist einmalig“, betont Professorin Susanne Schmidt, Prorektorin für Studium und Lehre der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. „Die Allianz ermöglicht uns, unsere Vision von Bildungsmobilität für Lehrende und Studierende, für Forscherinnen und Forscher sowie für Beschäftigte in der Verwaltung zu verwirklichen.“ Die Universität hat bereits wertvolle Erfahrungen durch ihre Beteiligung am Projekt Bildungsraum Digital (BIRD) gesammelt und bringt unter anderem ihr Wissen und Know-how zur nachhaltigen Nutzung digitaler Ressourcen in EU GREEN ein.

Green Campus und Engagement Hub

EU-CONEXUS und EU GREEN werden gemeinsame Studiengänge und Abschlüsse wie etwa Joint-Master-Programme oder europäische Diplome anbieten sowie Forschungscluster zu Nachhaltigkeitsthemen aufbauen. Außerdem ist es ein zentrales Anliegen der Europäischen Hochschulallianzen, das Wissen über Nachhaltigkeit in alle Bereiche der Gesellschaft zu tragen und auf wirtschaftlicher, sozialer, kultureller und ökologischer Ebene zu stärken.

EU-CONEXUS bietet beispielsweise einen Innovationswettbewerb zum Thema nachhaltige Küstenentwicklung, an dem sich auch Studierende beteiligen können, oder das Format der Stakeholder Academy, um Hochschulkontakte zu Firmen und Start-ups herzustellen und Ausgründungen zu fördern. „Ein eigenes Arbeitspaket ist bei uns zudem der Green Campus“, so Bettina Eichler-Löbermann. „Mit ihm wollen wir aufzeigen, wie an den einzelnen Unis der Allianz Nachhaltigkeit gelebt werden kann.“ Der EU GREEN Engagement Hub versteht sich derweil als zentrale Schnittstelle zwischen den beteiligten neun Partneruniversitäten, weiteren internationalen Partnern in Gesellschaft und Wissenschaft, lokalen Behörden, politischen Entscheiderinnen und Entscheidern und noch mehr Interessengruppen – mit dem Ziel, sinnvolle Lösungen für SDG-bezogene Herausforderungen zu entwickeln.

Stärkendes Begleitprogramm

EU GREEN und EU CONEXUS werden auch durch das Begleitprogramm Europäische Hochschulnetzwerke (EUN) – nationale Initiative des DAAD mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt. „Die zusätzlichen Gelder, die wir über den DAAD bekommen, sind eine riesige Hilfe“, betont Eichler-Löbermann. „Denn die verwaltungstechnische Ausgestaltung einer so komplexen Allianz in allen Details bindet sehr viele Ressourcen.“

Aber wenn die Abläufe erst etabliert sind, wird Zusammenarbeit für Nachhaltigkeit europäische Realität – das zeigt sich auch an der Universität Magdeburg: „EU GREEN ist nur auf den ersten Blick die Gestaltung einer gemeinsamen Infrastruktur von universitären Abläufen und Prozessen“, unterstreicht Professor Jens Strackeljan, Rektor der Universität „Wenn es uns gelingt, diese neuen Strukturen aktiv zu nutzen, dann eröffnen sich der Uni und allen Angehörigen unglaubliche Möglichkeiten. Es wird ein neuer Campus entstehen, auf dem der europäische Gedanke gelebt wird.“

Bettina Mittelstraß (19. April 2024)

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